Delfinium Prints war nicht immer ein Verlag, sondern anfangs eher eine Idee – eine Idee von Freiheit. Eine Idee von der Freiheit, eine Broschüre zu drucken über die schönsten Ecken Chemnitz’, in denen Penner an lauen Sommertagen rumhängen können. Weil wegen Satire – is ja klar!
So verwendete David “Def” Füleki (zusammen mit Projektpartner Julian Wenzel) 2007 erstmals das Label Delfinium Prints im Zuge eines Gestaltungsseminars zur Erstellung von Printmedien an der Technischen Universität Chemnitz. (Bevor jemand fragt: Die Penner-Broschüren, -Flyer und -Plakate zählen wir aber leider nicht zum offiziellen Repertoire des Verlags.)

Nach Abschluss besagten Seminars im Sommersemester 2007 traf sich Herr Füleki mit Kommilitone Roy Seyfert an einem Prüfungstag im Wintersemester 2007/2008 in der Mensa der TU Chemnitz. Man könne ja mal wieder gemeinsam auf die Leipziger Buchmesse im März fahren. Und obwohl diese nur noch wenige Wochen entfernt war, tönte Def laut, dass man dann aber bitte schön auch Hefte für den Doujinshi-Markt machen müsse, weil’s kultig sei. Roy war das relativ egal – Hauptsache Schnitzel kühlt nicht zu sehr ab. Def machte sich sofort ans Werk und zeichnete in Rekordzeit drei Hefte des späteren Trash-Kults “78 Tage auf der Straße des Hasses”. Auch schon mit dabei: das Verlags-Maskottchen Entoman. Als Label packte er – mehr als Gag und aus Nostalgie – wieder “Delfinium Prints” auf die satirischen Quatsch-Manga. Auch, um einen Bezug zum Druckvorstufe-Seminar herzustellen, in dem Def überhaupt gelernt hatte, wie man inhaltlich streitbare Drucksachen bastelt.
Man holte Defs Projektpartner Julian Wenzel wieder ins Boot, plagte sich eine schlaflose Nacht mit dem Copyshop Kettler ab, um die bestmögliche Indie-Optik für die Spiddel-Hefte zu nailen und tackerte und beschnitt und falzte alle paar Hundert gedruckten Hefte selber von Hand – eine Tradition, die bis heute gewahrt wird! Da man in Leipzig eine preiswerte Bleibe in einem christlichen Hostel fand, war die höchste Ausgabe im Rahmen der Quasi-Verlagsgründung ein Profi-Bürobedarf-Tacker.

Es folgte eine erstaunlich erfolgreiche Buchmesse mit der Feuertaufe auf dem noch jungen Doujinshi Markt. Da man so halbwegs seine Ausgaben wieder rein hatte, entschied man sich, die als Witz gedachte Aktion fortzusetzen. Noch auf dem Heimweg aus Leipzig übergibt Def die offizielle Führungsposition an Roy Seyfert, der den neu strukturierten Verlag gewerblich einwandfrei absichert, um den Verkauf von Delfinium-Prints-Produkten endlich ordentlich ankurbeln zu können. Die Geburt des kapitalistischen Geldschweins “Hartgeld-Roy”, den man heute noch mit den Fuffies winkend in jeder Eisdiele abdancen sieht.

Da man vor allem in der Anfangszeit viele befreundete KollegInnen aus der Branche (mit größtenteils bereits professioneller Mangaka-Erfahrung) in die Verlags-Mitarbeit reintricksen konnte, hatte man recht schnell einen ordentlichen Katalog an Heften und erstem Merch-Spiddel. Da man immer irgendwo gratis was zum Pennen klarmachen konnte und Conventions damals noch humane Standkosten für Indie-Verlage abgriffen, reichte das Ersparte irgendwann, um sich endlich den Cristiano Ronaldo der deutschen Indie-Manga-Szene leisten zu können: Marcel “Hugi” Hugenschütt. Der hünenhafte Schwede mit dem Herzen aus hawaiianischer Holzrose, der vor allem mit seiner “Elefantenfriedhof”-Reihe deutsche Manga-Geschichte schrieb. Leider befindet er sich aufgrund seiner berüchtigten Eskapaden in der Hansestadt Rostock seit mehreren Jahren in U-Haft. Fanpost wird aber an ihn weitergereicht.

Mittlerweile hat der Verlag ein paar Dutzend ZeichnerInnen, MitarbeiterInnen und Opfer-Ziegen verschlissen, mehrere Hundert Conventions und Messen in den Knochen und bereits eine vierstellige Anzahl an Produkten zusammengeschustert. Viele davon findet ihr immer noch in unserem Shop, über manche wollen wir aber auch den Mantel des Schweigens werfen.
Mehr Geschichten aus unserer turbulenten, nicht selten zwielichtigen Gründungszeit könnt ihr übrigens im ersten Band der Tokyopop-Taschenbuch-Version von “78 Tage auf der Straße des Hasses” nachlesen sowie in diversen Folgen des Nerd Ship Podcast nachhören, einem auditiven Nebenprodukt unserer Verlagsarbeit. Höre hier: www.nerdshippodcast.de

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